Espresso – klein, aber stark?
Espresso gilt als Inbegriff von starker Energie. Die kleine Tasse, der intensive Geschmack – viele denken, dass ein Espresso mehr Koffein enthält als eine große Tasse Filterkaffee. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Koffeinmenge hängt nicht nur von der Zubereitungsart ab, sondern auch von der Menge des verwendeten Kaffeepulvers und der Extraktionszeit.
Auch die Wahl der Bohnen spielt eine Rolle. Robusta-Bohnen enthalten fast doppelt so viel Koffein wie Arabica-Bohnen. Wer einen besonders starken Espresso sucht, greift zu einer Mischung mit hohem Robusta-Anteil. Zudem beeinflusst die Röstung den Koffeingehalt. Entgegen der weit verbreiteten Annahme enthält eine dunkle Röstung meist etwas weniger Koffein als eine helle, da der Röstprozess Koffein abbauen kann.
Die Art der Zubereitung beeinflusst ebenfalls den Koffeingehalt. Ein Ristretto, der mit weniger Wasser und kürzerer Brühzeit extrahiert wird, hat eine höhere Koffeinkonzentration pro Milliliter als ein Lungo, der länger läuft und mehr Wasser enthält. Die Wahl zwischen diesen Varianten bestimmt nicht nur das Aroma, sondern auch den Koffein-Kick.
Wie viel Koffein steckt in einer Tasse Espresso?
Ein klassischer Espresso enthält durchschnittlich 60 bis 80 mg Koffein. Die genaue Menge variiert, weil Mahlgrad, Wassertemperatur und Brühdauer eine Rolle spielen. Ein feinerer Mahlgrad erhöht die Extraktion, während eine zu hohe Wassertemperatur zu einer stärkeren Auslösung von Bitterstoffen führen kann. Auch die Qualität der Bohnen beeinflusst, wie viel Koffein letztendlich in der Tasse landet.
Im Vergleich dazu enthält eine Tasse Filterkaffee (250 ml) etwa 120 bis 150 mg Koffein. Das klingt zunächst nach mehr, doch der Unterschied liegt in der Konzentration. Pro Milliliter hat Espresso eine höhere Koffeinkonzentration, da er in einer geringeren Wassermenge extrahiert wird. Während ein Espresso rund 2 mg Koffein pro Milliliter enthält, liegt der Wert bei Filterkaffee bei etwa 0,6 mg pro Milliliter. Wer also mehrere Espressi trinkt, erreicht schnell die gleiche Koffeinmenge wie mit einer großen Tasse Filterkaffee.
Die individuelle Wahrnehmung von Koffein hängt nicht nur von der Menge ab, sondern auch davon, wie schnell der Körper es aufnimmt. Ein Espresso wird in wenigen Schlucken getrunken und entfaltet seine Wirkung schneller, während Filterkaffee langsamer konsumiert wird und das Koffein gleichmäßiger abgegeben wird. Deshalb empfinden viele einen Espresso als stärkeren Wachmacher, obwohl er insgesamt weniger Koffein enthalten kann.
Macht ein doppelter Espresso doppelt wach?
Ein doppelter Espresso (Doppio) enthält nicht zwangsläufig doppelt so viel Koffein. Die Menge schwankt je nach Zubereitung und hängt von mehreren Faktoren ab. Die Menge des verwendeten Kaffeepulvers bleibt gleich, aber durch die veränderte Wassermenge variiert die Extraktion. Mehr Wasser kann mehr Koffein aus dem Pulver lösen, muss es aber nicht.
Auch die Wahl zwischen Ristretto und Lungo beeinflusst den Koffeingehalt. Ein Ristretto, bei dem weniger Wasser durch das Kaffeepulver gepresst wird, enthält oft eine höhere Koffeinkonzentration pro Milliliter, da die ersten Sekunden der Extraktion das meiste Koffein freisetzen. Ein Lungo dagegen, der mit mehr Wasser zubereitet wird, kann durch die längere Extraktion insgesamt mehr Koffein enthalten, verliert aber oft an Intensität.
Zusätzlich spielt die Art der Bohne eine Rolle. Ein doppelter Espresso aus Robusta-Bohnen enthält deutlich mehr Koffein als einer aus Arabica-Bohnen, da Robusta fast doppelt so viel Koffein besitzt. Auch der Mahlgrad beeinflusst den Koffeingehalt: Feiner gemahlener Kaffee führt zu einer längeren Extraktionszeit, wodurch mehr Koffein in den Espresso gelangt. Ein grober Mahlgrad hingegen sorgt für eine schnellere Durchlaufzeit und kann dazu führen, dass weniger Koffein extrahiert wird.
- Ristretto: Weniger Wasser, kurze Extraktionszeit, oft mehr Koffein pro Milliliter.
- Lungo: Mehr Wasser, längere Extraktionszeit, manchmal etwas mehr Koffein insgesamt.
Espresso vs. Filterkaffee – Wer hat mehr Koffein?
Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. In einer typischen Tasse Filterkaffee steckt meist mehr Koffein als in einem Espresso, weil mehr Kaffeepulver verwendet wird und die Brühdauer länger ist. Der Brühprozess von Filterkaffee dauert mehrere Minuten, während ein Espresso innerhalb weniger Sekunden extrahiert wird. Dadurch können sich mehr Koffeinmoleküle aus dem Kaffeemehl lösen, was zu einer höheren Gesamtmenge an Koffein führt.
Rechnet man jedoch auf die gleiche Flüssigkeitsmenge um, ist Espresso deutlich konzentrierter. Ein Espresso (30 ml) enthält etwa 2 mg Koffein pro Milliliter, eine Tasse Filterkaffee (250 ml) etwa 0,6 mg pro Milliliter. Das bedeutet, dass ein Espresso zwar intensiver wirkt, weil das Koffein in kürzerer Zeit konsumiert wird, aber eine große Tasse Filterkaffee über den Tag verteilt einen gleichmäßigen Koffeinpegel liefert.

Interessanterweise beeinflusst auch die Wassertemperatur den Koffeingehalt. Filterkaffee wird oft mit heißerem Wasser gebrüht als Espresso, was die Extraktion von Koffein begünstigen kann. Zudem spielt der Mahlgrad eine Rolle: Feiner gemahlener Kaffee sorgt für eine größere Oberfläche und kann mehr Koffein freisetzen als grob gemahlener Kaffee, der oft für Filterkaffee verwendet wird.
Wie beeinflussen Röstung und Bohnensorte den Koffeingehalt?
Koffein steckt von Natur aus in der Kaffeebohne. Es gibt jedoch Unterschiede:
- Arabica vs. Robusta: Robusta-Bohnen enthalten etwa doppelt so viel Koffein wie Arabica-Bohnen. Ein Espresso aus 100 % Robusta kann also mehr Koffein liefern als eine Mischung mit hohem Arabica-Anteil.
- Helle vs. dunkle Röstung: Helle Röstungen behalten mehr Koffein, weil sie kürzer geröstet werden. Dunkle Röstungen schmecken intensiver, enthalten aber oft etwas weniger Koffein.
Espresso ohne Siebträgermaschine – geht das auch mit ESE-Pads?
Nicht jeder hat eine Espressomaschine zu Hause. Eine praktische Alternative sind ESE-Pads. Sie enthalten vordosierten, gepressten Kaffee und funktionieren mit kompatiblen Maschinen. Diese Methode bietet eine schnelle und saubere Möglichkeit, Espresso zuzubereiten, ohne dass eine aufwendige Reinigung erforderlich ist.
Ein Espresso aus ESE-Pads hat eine ähnliche Koffeinmenge wie ein frisch gemahlener Espresso. Die Dosierung ist standardisiert, wodurch die Koffeinmenge gleichbleibt. Dadurch ist das Ergebnis reproduzierbar und unabhängig von Mahlgrad oder Brühzeit. Zudem reduziert die Verpackung in Einzelportionen das Risiko von Aromaverlust, das bei offenen Kaffeebohnen auftreten kann.
Auch Mokkakanne und Vollautomat sind Alternativen, die ähnliche Ergebnisse liefern. Die Mokkakanne produziert einen konzentrierten Kaffee, der geschmacklich zwischen Espresso und Filterkaffee liegt, während der Vollautomat eine konsistente Extraktion ermöglicht und den Brühvorgang weitgehend automatisiert. Beide Methoden können, abhängig von den verwendeten Bohnen und der Brühdauer, leicht unterschiedliche Koffeinwerte aufweisen. Wer eine möglichst einfache Lösung für den täglichen Espresso sucht, ist mit ESE-Pads gut beraten.
Fazit: Wie viel Koffein brauchst du wirklich?
Ein Espresso liefert einen schnellen Koffeinkick, enthält aber oft weniger Koffein als eine Tasse Filterkaffee. Wer weniger, aber konzentrierteren Kaffee trinken möchte, ist mit Espresso gut beraten. Die schnelle Aufnahme des Koffeins sorgt für einen sofortigen Energieschub, ideal für kurze Pausen oder den schnellen Start in den Tag.
Wer mehr Gesamtmenge an Koffein sucht, greift besser zum Filterkaffee. Durch die langsamere Aufnahme verteilt sich die Wirkung gleichmäßiger über einen längeren Zeitraum. Das kann für Menschen angenehmer sein, die den Koffeinschub nicht auf einmal spüren wollen, sondern ihn über den Tag verteilt genießen möchten. Zudem bleibt Filterkaffee durch größere Tassen länger warm, während Espresso schnell getrunken werden muss, um sein volles Aroma zu entfalten.
Letztlich kommt es darauf an, wie du deinen Kaffee genießt und wie empfindlich du auf Koffein reagierst. Wer gerne experimentiert, kann die Wirkung durch unterschiedliche Bohnen, Röstungen oder Brühmethoden weiter beeinflussen. Ob frisch gemahlen, mit ESE-Pads oder aus der Mokkakanne – die richtige Wahl hängt von deinem Geschmack und deiner Routine ab. Auch das Timing spielt eine Rolle: Ein Espresso am Nachmittag kann für einen kurzen Energie-Push sorgen, während eine große Tasse Filterkaffee eher ein anhaltendes Wachheitsgefühl vermittelt.