Was ist ein Lungo?
Ein Lungo ist kein wässriger Espresso und kein Americano. Er entsteht, wenn du die gleiche Menge Kaffeepulver wie für einen Espresso verwendest, aber mehr Wasser durch die Bohnen laufen lässt. Das heißt, die Extraktionszeit verlängert sich, und dadurch lösen sich andere Aromen aus dem Kaffeepulver. Der Geschmack verändert sich: Weniger Bitterkeit als bei einem Espresso, dafür mehr subtile Nuancen. Zudem entwickeln sich durch die längere Extraktion neue Geschmacksnoten, die bei einem klassischen Espresso oft nicht zur Geltung kommen.
Die Zubereitung eines Lungo folgt klaren Regeln. Während ein klassischer Espresso mit etwa 25–30 ml Wasser extrahiert wird, nutzt du für einen Lungo rund 50–60 ml. Die Durchlaufzeit erhöht sich entsprechend auf 40 bis 50 Sekunden. Diese längere Brühzeit ermöglicht es, dass sich neben den bekannten Röstaromen auch leichte Süße und würzige Noten entfalten können. Ein gut gemachter Lungo schmeckt weder zu bitter noch zu schwach, sondern zeigt eine eigene Balance zwischen Stärke und Feinheit. Um das Beste aus einem Lungo herauszuholen, spielt die Wahl der Bohnen eine entscheidende Rolle. Während ein dunkler Röstgrad für intensive Noten sorgt, entfalten mittlere Röstungen oft eine angenehme Milde. Wer experimentieren möchte, kann auch mit unterschiedlichen Mahlgraden und Temperaturen spielen, um verschiedene Nuancen im Geschmack hervorzuheben.
Wie bereitest du einen Lungo zu?
Ein guter Lungo erfordert die richtige Balance zwischen Mahlgrad, Brühzeit und Wassermenge. Mahlst du den Kaffee zu grob, wird der Lungo zu dünn und verliert an Intensität. Ist das Pulver zu fein, schmeckt er überextrahiert, bitter und kann unangenehm herb wirken. Der ideale Mahlgrad liegt zwischen Espresso- und Filterkaffee. Die Bohnen sollten gleichmäßig gemahlen sein, um eine gleichmäßige Extraktion zu gewährleisten.
Nutze eine Siebträgermaschine, um die beste Kontrolle über die Extraktion zu haben. Stelle sicher, dass das Wasser mit konstantem Druck durch das Kaffeemehl läuft. Der optimale Druck liegt bei etwa neun Bar, um ein ausgewogenes Aroma zu erhalten. Die Temperatur spielt ebenfalls eine Rolle: Zu heißes Wasser kann die Bitterstoffe verstärken, während zu kühles Wasser die Aromen nicht vollständig auslöst.

Alternativ funktioniert die Zubereitung mit einem Vollautomaten oder einer Kapselmaschine. Einige Maschinen haben eine spezielle Lungo-Funktion, die das Wasser langsamer durch das Kaffeemehl leitet, um eine gleichmäßige Extraktion zu erreichen. Falls deine Maschine das nicht bietet, kannst du die Menge manuell anpassen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Wichtig ist, dass du nicht einfach einen Espresso mit heißem Wasser verlängerst – das wäre dann ein Americano. Beim Lungo wird das Wasser direkt durch das Kaffeemehl extrahiert, wodurch sich mehr Geschmacksstoffe aus der Bohne lösen. Diese längere Extraktionszeit macht den Lungo einzigartig und verleiht ihm ein vielschichtiges Aroma.
Lungo, Espresso, Americano – Wo liegt der Unterschied?
Der Espresso ist kurz, intensiv und konzentriert. Der Lungo verwendet dieselbe Kaffeemenge, aber doppelt so viel Wasser. Dadurch entsteht eine längere Extraktionszeit, die mehr Aromen aus dem Kaffeemehl löst. Ein Americano hingegen wird anders zubereitet: Hier brühst du zuerst einen Espresso und gießt ihn danach mit heißem Wasser auf. Das verdünnt den Kaffee, ohne weitere Aromen aus den Bohnen zu extrahieren.
Wie schmeckt ein Lungo?
Ein Lungo schmeckt sanfter als ein Espresso, aber intensiver als ein Filterkaffee. Durch die längere Extraktionszeit lösen sich mehr Bitterstoffe, aber auch komplexere Aromen. Er hat weniger Säure als ein Espresso und ist oft harmonischer. Besonders mittelstark geröstete Bohnen bringen in einem Lungo ihr volles Aroma zur Geltung.
Je nach verwendeten Bohnen kann ein Lungo fruchtige, nussige oder karamellige Noten entwickeln. Dunkel gerösteter Kaffee ergibt oft einen kräftigeren Lungo mit einer leichten Bitternote, während hellere Röstungen eine feine Säure betonen. Auch die Anbauhöhe der Bohnen spielt eine Rolle: Hochlandkaffee enthält oft mehr Säure und entwickelt im Lungo eine ausgeprägte Fruchtigkeit, während Bohnen aus niedrigeren Lagen vollmundiger und schokoladiger schmecken.
Die Wasserqualität beeinflusst den Geschmack ebenfalls. Weiches Wasser verstärkt süße und fruchtige Noten, während hartes Wasser mehr Mineralien enthält und die Bitterkeit verstärken kann. Deshalb lohnt es sich, für die Zubereitung eines Lungos gefiltertes Wasser zu verwenden, um ein klares Aroma zu erzielen.
Auch die Trinktemperatur spielt eine Rolle. Direkt nach dem Brühen schmeckt ein Lungo oft intensiver und kann leicht bitter wirken. Lässt du ihn eine Minute ruhen, entfalten sich weitere Aromen und der Geschmack wird runder. Wer den vollen Charakter eines Lungos erleben möchte, kann verschiedene Röstungen und Mahlgrade ausprobieren, um seinen perfekten Geschmack zu finden.
Wie beliebt ist der Lungo weltweit?
In Italien ist der Espresso unangefochten. Ein Lungo wird dort kaum bestellt, da Italiener ihren Kaffee kurz und stark trinken. Manche Kaffeeliebhaber sehen den Lungo dort eher als eine „verwässerte“ Version des Espressos und bevorzugen stattdessen den traditionellen Ristretto oder Macchiato. Dennoch findet man in einigen Cafés inzwischen auch den Lungo auf der Karte, besonders in Regionen mit vielen Touristen.
In Frankreich oder der Schweiz ist der Lungo beliebter, weil viele Kaffeetrinker einen etwas milderen Geschmack bevorzugen. Besonders in der französischen Kaffeekultur, wo Filterkaffee weniger verbreitet ist, bietet der Lungo eine gute Alternative zum kurzen Espresso. In der Schweiz wird der Lungo oft als „Café Crème“ serviert, was einer noch etwas längeren Version entspricht.
In Nordeuropa, wo Filterkaffee traditionell stark verbreitet ist, erfreut sich der Lungo wachsender Beliebtheit. Viele bevorzugen ihn, weil er ein Mittelding zwischen Espresso und Filterkaffee darstellt. Besonders in skandinavischen Ländern schätzen Kaffeetrinker den Lungo, da er intensiver als ein klassischer Filterkaffee ist, aber nicht so kräftig wie ein Espresso. Auch in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden nimmt die Beliebtheit zu, vor allem durch den Einsatz von Kaffeevollautomaten und Kapselmaschinen, die eine einfache Zubereitung ermöglichen.
Hat ein Lungo mehr Koffein als ein Espresso?
Ein Lungo enthält nicht automatisch mehr Koffein als ein Espresso. Da er länger extrahiert wird, kann sich mehr Koffein aus dem Kaffeemehl lösen. Allerdings ist die Konzentration geringer, weil mehr Wasser verwendet wird. In der Praxis bedeutet das: Pro Tasse enthält ein Lungo oft mehr Koffein als ein Espresso, aber pro Milliliter ist der Espresso deutlich stärker.
Wann ist ein Lungo die beste Wahl?
Ein Lungo eignet sich besonders für alle, die den intensiven Geschmack eines Espressos schätzen, aber eine mildere Alternative suchen. Er passt gut zum Frühstück oder als Nachmittagskaffee, da er weniger stark als ein Espresso, aber aromatischer als ein Filterkaffee ist. Durch seine längere Extraktionszeit bringt er Aromen hervor, die sonst oft im Hintergrund bleiben.
Auch als Basis für Milchgetränke wie einen milden Cappuccino oder Latte Macchiato kann er genutzt werden. Die sanftere Bitterkeit macht ihn besonders geeignet für Kombinationen mit Milchschaum oder pflanzlichen Milchalternativen. Wer gerne mit Geschmacksrichtungen experimentiert, kann dem Lungo zudem Zimt, Vanille oder eine Prise Kakao hinzufügen, um neue Facetten zu entdecken.
Ein weiterer Vorteil des Lungos liegt in seiner Vielseitigkeit. Während manche ihn pur genießen, verwenden ihn andere als Grundlage für kreative Kaffeegetränke, etwa mit Eis oder gesüßten Aromen. Er eignet sich auch für Kaffeetrinker, die eine längere Trinkdauer bevorzugen und ihren Kaffee nicht in wenigen Schlucken austrinken wollen.
Fazit: Espresso oder Lungo?
Der Lungo ist mehr als ein verlängerter Espresso. Er bietet ein eigenes Geschmacksprofil mit mehr Tiefe und weniger Säure. Wer neue Kaffeearomen entdecken möchte, sollte ihn ausprobieren. Ob du ihn magst, hängt von deinen Vorlieben ab. Experimentiere mit verschiedenen Bohnen und Röstungen – vielleicht wird der Lungo dein neuer Lieblingskaffee.
Neben der Wahl der Bohnen beeinflusst auch die Zubereitungsweise den Geschmack erheblich. Variiere den Mahlgrad oder die Durchlaufzeit, um unterschiedliche Aromen aus der Bohne herauszuholen. Während ein fein gemahlener Kaffee die Extraktion verlangsamt und intensivere Röstaromen hervorbringt, kann eine etwas gröbere Mahlung zu einer ausgewogeneren Tasse mit subtileren Geschmacksnoten führen.
Der Lungo bietet eine spannende Möglichkeit, Kaffee aus einer neuen Perspektive zu genießen. Wer seinen Kaffee gerne langsamer trinkt und dabei verschiedene Geschmacksschichten entdecken möchte, findet im Lungo eine ausgezeichnete Alternative zum klassischen Espresso.